Oliver Kalkofe
Mathe, Deutsch Und Fernsehen
Mathe, Deutsch und Fernsehen Noch nie habe ich verstanden, warum es mich als präpubertären Pennäler interessieren sollte, mit wieviel ärmchen das fummelfreudige Sauerstoffatom nach dem schüchternen Wasserstoff grabscht, damit sie zusammen ein Bächlein machen können. Auch wollte ich nicht wissen, wieviel die dritte Wurzel aus 729 ist. Ich fand immer, das ging höchstens die dritte Wurzel aus 729 was an, vielleicht noch ihre Familie, aber sicher nicht mich. Und welche Farbe der Bauch des Stichling-Männchens annimmt, wenn er scharf auf irgendeine vorbeischwimmende Makrele ist, war mir, mit Verlaub gesagt, extrem scheißegal. Wenn der blöde Fisch unbedingt ficken will, dann soll er, aber möglichst leise - und wenn er sich dazu die Plauze anpinseln, die Schuppen fönen oder sich gegrillt auf ein Toastbrot legen muß, ist das seine Sache. Mich tangierte das nicht einmal peripher, ich wollte vielmehr wissen, was Hop-Sing denn den Cartwrights diese Woche wohl Seltsames gekocht hatte und warum es auf der Ponderosa keine Katzen gab. Oder wieso auf allen fremden Planeten, die das Raumschiff Enterprise ansteuerte, die Außerirdischen ihre Felsen von innen mit bunten Glühbirnen beleuchteten wie beim Laternenfest der Kreissparkasse. Aber das erklärte mir niemand. Wieso eigentlich nicht? Warum gibt es "Fernsehen" nicht endlich als Schulfach? Die armen Kinder müssen lernen, wie man auf Lateinisch eine Vanillemilch bestellt oder häßliche Linoldrucke aus alten Küchenfliesen zusammen panscht, aber keine meiner knorrigen Lehrerinnen hat mir je erläutert, wie man einen Videorecorder programmiert oder was man tun soll, wenn zwei tolle Filme gleichzeitig laufen. Da versagt das deutsche Schulsystem. 82% der Kids heutzutage wissen noch nicht einmal, daß es auf ihrer Fernbedienung überhaupt einen Abschaltknopf gibt, irgendwo zwischen RTL und Lauterstellen. Warum gibt es kein Fach, in dem man den jungen Menschen erklärt, daß David Hasselhoff lediglich ein sprechendes Brusthaartoupet und "Baywatch" nur Fiktion ist, normalerweise an den Stränden nur dicke Frauen mit geröteter Speckschwarte liegen und dass die Titten von Pamela Anderson nur mit einer chirurgischen Fahrradpumpe aufgemopst wurden, allerdings explodieren können, wenn man zu stark rubbelt? Solange die Medienpädagogen nur mit dem erhobenen Zeigefinger in der Nase bohren und über den schädlichen Einfluß der Glotze jammern, wird bei ihrer Arbeit außer idcken Popeln jedenfalls nichts herauskommen.
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