Nocte Obducta

Desîhra Mogontiacum
[Das Grün der Zitadellen] Der erste Abend eines Jahres An dem noch die Vögel singen Soll in Dankbarkeit verklingen Wo blinde Schatten lauern Die ihren eigenen Weg kaum kennen Und dies auch nicht bedauern Bei Dornenwerk, Gestrüpp und Stein Von Moos gewürgte Mauerkronen verfallener Zitadellen Am großen Strom Seit Jahren schon Der Wandel kommt, der Wandel bleibt Der Wandel feiert seinen eigenen Tod Vom anderen Flussufer schallen aus den fernen Bergen Süße Rufe, die ungehört verhallen Der Wandel bleibt Dies sind unsere Straßen Die mehr Wege derer kennen, die wir hassen Als derer, die wir lieben Haben wir uns längst dem Hass verschrieben? Wurden wir schon Zerrbilder der Wege, die wir gehen wollten? Sind Straßen nur noch Grenzen, die einst neues bringen sollten? Was ist dann geblieben? Was ist dann geblieben? Letras de canciones [Pythias Grab] ... das dunkle, fein gewebte Seidentuch der lauen Nacht Troff vom nokturnen Nektar, und der fahle Mond warf weiche Schatten Auf die Grabinschrift von Pythias Ruhestätte und zwei Raben Die dort schon seit vielen Monden stumm wartend gesessen hatten Ihre Stimmen krächzten menschengleich herauf zu mir vom Grabe Jener Weissagung, die sinnend schweigt seit zäh zerronn´nen Zeiten: "Glücklich, wer mit Liebe selbst die dunkle Kraft des Hasses formt Denn der vermag bar jeder Last zu wandeln auf den Schattenseiten" [Die alternden Kinder des Zweifelns] Das Leben schlug gern uns die Fänge ins Fleisch Denn der zweifelnde Leib ist ein schmackhafter Bissen Und oft hat der Nachtwind die Wunden geleckt Und wir haben das Fleisch wieder an uns gerissen Solange das Herz an den Sommer noch glaubt Gibt es immer den Waldsee, in dessen Gesicht Sich durch Astwerk das Silber des milchigen Mondlichts Sanft spiegelt und flüstert "Vergesst eurer nicht..." Doch Herzen sind wankelmütige Gesellen Und Licht ist oft nur Schein Wir Wir sind die Kinder Einer fast vergessenen Zeit Wir Wir singen allzu oft von damals Doch damals sangen wir viel seltener von der Vergangenheit Denn damals war der Morgen oft das Vorbild eines Traumes Und die Vergangenheit der Hüter alter Schätze Wir Wir sind die Schatten Die unsere Kindheit wirft Wir sind das Abbild eines Traumes Wann sind wir die Totengräber in der Galgendämmerung? Wann sind wir nur noch die Gemälde längst Verblichener? Was, wenn der Aschefrühling kommt, an dem kein Phönix sich erhebt? Und von den Nordgöttern kein Wind mehr zu uns weht... [In Mittsommernachtsschatten] Die Vorahnung eines Mittsommernachtsschauers Schwebt schwer aus den Himmeln, aus denen auch bald Ein zersplitternder Mondstrahl in wiegende Farne Sich stürzt und sein Nachtlager findet im Wald Wo Blüten von Tagesscheuen Sommerblumen Wie Augen der Nacht in die Finsternis tasten Und dösend im Nachgeschmack des Sommertages Die Wunschträume still unter Blätterwerk rasten [Zwischen Hügeln und Wehrtürmen] Es säumten verwitterte Steine die Straßen Zum Hügel, von dem man auf Feindesland blickte Das jenseits des Flusses in Bergwald erstickte Und aus dem uns doch so viel Gutes ereilte Und wenn wir am Ufer an Wehrtürmen saßen Bei Wagenburgen vor schäbigen Spelunken Dann schien es manchmal, unser Stern sei gesunken In Tiefen, in denen man fortan verweilte Ein zweiter Strom der aus der Sünde kommt Ist das Leid der Kinder Wir Wir sind die Schatten Zwischen längst gefällten Bäumen, die jene Straße säumten Zwischen längst geschleiften Steinen hinauf zum Hügel Hinauf zum Wetterleuchten, das aus Träumen sickert Wir Wir sind die Kinder Die das Kind sein sich bewahren müssen Die verdursten, wenn der Quell der Träume Allzu sehr bereichert wird mit Wissen Weil Reichtum Raum greift und verdrängt... From Letras Mania